Acht Jahre waren es noch bis zur Fußball-WM 2022 in Katar, als bereits viele Fragen gestellt wurden, die am Image des Emirats kratzten. Die Antworten darauf sind nicht allein am Golf zu suchen, war Kristina Milz überzeugt. Für ein umfangreiches Dossier im Nahost-Fachmagazin zenith recherchierte sie 2013 und 2014 mit Hilfe eines Stipendiums von netzwerk recherche hierzulande und in Doha, wie sich die deutsche Wirtschaft in Katar aufstellt, wer warum Geschäfte im Emirat macht und wo die Verantwortung für das Elend der Arbeiter liegt.
Erst die WM lenkte den Blick auf Katar – und auf das Elend seiner Arbeiter. Doch wer ist dafür verantwortlich? Die Berichterstattung ging lange am Kern des Problems vorbei: Es ist zu einfach, mit dem Finger einzig auf das Emirat zu zeigen. Eine Reise an den Golf zeigte: An dem schmutzigen Geschäft verdienen auch viele andere – nicht zuletzt deutsche Unternehmen.
DOSSIER
WIR ALLE SIND KATAR
Noch sind es acht Jahre bis zur Fußball-WM 2022 in Katar. Aber schon jetzt werden viele Fragen gestellt – und kratzen am Image des Emirats. Antworten sind nicht allein am Golf zu suchen: Wie sich die deutsche Wirtschaft in Katar aufstellt, wer warum Geschäfte in dem Emirat macht und wo die Verantwortung für das Elend der Arbeiter noch liegt.
➔ Reportage: „Fußball zeigt unser Leben“
➔ Umfrage unter deutschen Unternehmern: „Netzwerker und Neulinge“
➔ Interview mit Christopher Newman von der Qatar Foundation: „Es hängt davon ab, wie man die Botschaft überbringt“
IN: ZENITH, MÄRZ/APRIL 2023
Texte aus dem Dossier
REPORTAGE ÜBER GASTARBEITER IN KATAR
FUẞBALL ZEIGT UNSER LEBEN
Eigentlich dürfte Raj Bahadoor gar nicht dort sein, wo er jetzt sitzt. Der 38-jährige Mann aus Kerala in Indien hat es sich im Schneidersitz auf seiner Matratze bequem gemacht. Es war wieder eine lange Woche und Bahadoor hat seinen freien Tag. Einer der unteren Plätze der Stockbetten wurde ihm zugeteilt. »Es ist verboten, Stockbetten zu benutzen«, heißt es in der Verordnung Nummer 17 des katarischen Ministeriums für Wohnungswesen, die immerhin schon aus dem Jahr 2005 stammt. Das Dekret regelt die zweckmäßige Unterbringung von Arbeitern. Etwa in Artikel 3, Absatz 1: Dass Bahadoor kein Einzelbett hat, ist demnach ein Verstoß gegen katarisches Recht. Ein ebenso kleiner wie systematischer…
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INTERVIEW MIT VERTRETER DER QATAR FOUNDATION
„ES HÄNGT DAVON AB, WIE MAN DIE BOTSCHAFT ÜBERBRINGT“
Christopher Newman von der Qatar Foundation über die Profiteure des Lohndumpings, verbindliche Mindeststandards für Gastarbeiter – und wie man in Katar mit Kritik Gehör findet.
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Weitere Veröffentlichungen
BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG
KATAR IM ATLAS DES ARABISCHEN FRÜHLINGS
Eine „Geschichte des Arabischen Frühlings“ im Sinne einer abschließenden Bewertung kann noch nicht geschrieben werden. Doch es ist Zeit für eine Zwischenbilanz – gerade weil die Situation in vielen der betroffenen Länder auch die europäische Außen- und Innenpolitik täglich und maßgeblich beeinflusst. Mehr als 80 internationale Autorinnen und Autoren skizzieren in diesem Buch gesellschaftliche Grundlagen, Akteure und Entwicklungen in Nordafrika und dem Nahen Osten unter Berücksichtigung des internationalen Kontexts.
BEITRÄGE VON KRISTINA MILZ: „AUF ENGSTEM RAUM. WANDERARBEITER IN KATAR“ & „EINE EINZIGE BAUSTELLE. DOHA ERFINDET SICH NEU“
IN: ATLAS DES ARABISCHEN FRÜHLINGS, 2016
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LÄNDERPORTRÄT: KATAR
IM ANFANG WAR DAS ÖL
Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 hat die Aufmerksamkeit der Welt auf das kleine Emirat Katar gelenkt. Noch sind es sieben Jahre bis zur WM. Doch längst werden Fragen gestellt, die am aufwändig gepflegten Image des Emirats kratzen. Missachtung der Menschenrechte und „Sklaverei“, Korruption, Finanzierung von Terroristen und Versagen im arabischen Flüchtlingsdrama: Die Liste der Vorwürfe gegen das reichste Land der Erde ist lang. Und der kleine Staat am Golf versteht die Welt nicht mehr.
IN: EINSICHTEN & PERSPEKTIVEN, 3/2015
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➔ mehr zur Reihe „Länder des Nahen Ostens im Porträt“
Titelfoto: Kristina Milz